Die Dramaturgie dieses Klavier-Rezitals führt uns von der fragilen Schönheit in Schuberts späten
Klavierstücken über faustische Untiefen in Liszts 2. Ballade zu transzendentalen Klangwelten von
Licht und Weite in Hirschfelds Musik für Piano solo.
Die Drei Klavierstücke D 946 gehören zu jenen bekenntnishaft-intimen Werken aus Schuberts letzten Lebensjahr (1828), in dem der Komponist trotz Krankheit beinahe für jede wichtige Gattung ein Meisterwerk schrieb. Es sind lyrische Stücke von ungemein komprimiertem Ausdruck. So können sie als Fortsetzung der früherer Zyklen von Impromptus angesehen werden, deren intimer Tonfall hier deutlich gereift ist. Liszts 2. Ballade steht in Tiefe und Virtuosität (und in der Wahl der Tonart!) in der Nähe seiner berühmten Klaviersonate und greift in kleineren Dimensionen auch die Form der Mehrteiligkeit innerhalb eines Satzes auf. Hirschfelds Zyklus entstand in den Jahren 2017 und 2019 und wurde von Joshua Rupley uraufgeführt. Er lässt in 7 Sätzen "ganze Klangwelten" (A. Goebel, Radio 3) entstehen und wieder vergehen. Joshua Rupley schreibt zu den Werken des Programms: „Mit der Musik und der Person von Franz Schubert spüre ich eine innere Verbundenheit wie mit keinem anderen Komponisten. Eine tragische und poetische Figur, die schon in jungen Jahren schwere Kämpfe mit Krankheit und Armut austragen musste und bis wenige Wochen vor seinem Tod noch Unterricht in Kontrapunkt nahm. Die Drei Klavierstücke D. 946 schrieb Schubert in seinen finalen Lebenswochen bis -monaten. Er hatte das einzige richtige Konzert seines Lebens bereits hinter sich und war von einem einsamen Liederkomponist zu einem Visionär „himmlischer Längen“ (Zit.: Robert Schumann) herangewachsen. Ein Blick in das Manuskript verrät uns, dass Schubert die Klavierstücke wie „in einem Guss“ niederschrieb und nie überarbeitete. So erleben wir in der Musik die ehrlich reine, spontane, ungeschliffene Klangwelt von Franz Schubert.
Die zweite Ballade von Franz Liszt ist wie die Klaviersonate in h-Moll und einige seiner weiteren Meisterwerke „für die Schublade“ komponiert. Liszt hatte seine Ambitionen als Klaviervirtuose längst aufgegeben und war inzwischen Dirigent in Weimar. Nur seine Partnerin, die Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein wusste von diesen Kompositionen. Claudio Arrau war überzeugt, dass die Ballade von dem altgriechischen Mythos von Hero und Leander erzählt, jedoch ist nicht klar belegbar, ob Liszt einen solchen programmatischen Zusammenhang im Sinn hatte. Ganz abgesehen von diesem Mythos weckt die Ballade in mir als Interpret ein Gefühl von existentieller Not, von Fatalismus. Nach einem apokalyptischen Ausbruch schließt das Stück mit einer Art Verklärung. Für mich transportiert diese Musik etwas Überirdisches, etwas Transzendentes, und zeugt von größeren Realitäten als jenen, die wir mit unserem begrenzten menschlichen Vermögen kontrollieren können.
Hirschfelds umfangreicher Zyklus entsteht so langsam wie er wieder vergeht. Es gibt Neue Musik, die Ideologien oder mathematische Formeln unabhängig von deren Klang durchzusetzen versucht. Diese Musik ist nicht so. Sie scheint mir aus Klang, aus Schwingung, aus Bewegung zu bestehen. Die strengen rhythmischen und akustischen Strukturen des Anfangs lösen sich zunehmend in Freiheit und Weite auf. Das Ende ist wie eine Improvisation, die sich gelegentlich mit kleinen Fetzen früherer Motive an die vergangenen Sätze erinnert. In der Coda merke ich, wie mich diese Musik in ein langsames Schaukeln bringt, immer langsamer, bis es mir so vorkommt, als sei die Musik ins All weitergegangen und nun außer Sicht- und Hörweite. Es scheint eine Musik für Riesen zu sein, oder für Himmelskörper, eher als für Menschen, - wie eine Ode an die Prozesse von Entstehung und Vergehen im Universum, an Strukturen, an Evolution, an Entropie…“ Andreas Göbel von Radio3 vom rbb fasste es in seiner Rezension zu Hirschfelds Werk, dass Anfang 2025 auf CD erschienen ist zusammen "Ganze Klangwelten in einem Zyklus".
Joshua Rupley
Die Drei Klavierstücke D 946 gehören zu jenen bekenntnishaft-intimen Werken aus Schuberts letzten Lebensjahr (1828), in dem der Komponist trotz Krankheit beinahe für jede wichtige Gattung ein Meisterwerk schrieb. Es sind lyrische Stücke von ungemein komprimiertem Ausdruck. So können sie als Fortsetzung der früherer Zyklen von Impromptus angesehen werden, deren intimer Tonfall hier deutlich gereift ist. Liszts 2. Ballade steht in Tiefe und Virtuosität (und in der Wahl der Tonart!) in der Nähe seiner berühmten Klaviersonate und greift in kleineren Dimensionen auch die Form der Mehrteiligkeit innerhalb eines Satzes auf. Hirschfelds Zyklus entstand in den Jahren 2017 und 2019 und wurde von Joshua Rupley uraufgeführt. Er lässt in 7 Sätzen "ganze Klangwelten" (A. Goebel, Radio 3) entstehen und wieder vergehen. Joshua Rupley schreibt zu den Werken des Programms: „Mit der Musik und der Person von Franz Schubert spüre ich eine innere Verbundenheit wie mit keinem anderen Komponisten. Eine tragische und poetische Figur, die schon in jungen Jahren schwere Kämpfe mit Krankheit und Armut austragen musste und bis wenige Wochen vor seinem Tod noch Unterricht in Kontrapunkt nahm. Die Drei Klavierstücke D. 946 schrieb Schubert in seinen finalen Lebenswochen bis -monaten. Er hatte das einzige richtige Konzert seines Lebens bereits hinter sich und war von einem einsamen Liederkomponist zu einem Visionär „himmlischer Längen“ (Zit.: Robert Schumann) herangewachsen. Ein Blick in das Manuskript verrät uns, dass Schubert die Klavierstücke wie „in einem Guss“ niederschrieb und nie überarbeitete. So erleben wir in der Musik die ehrlich reine, spontane, ungeschliffene Klangwelt von Franz Schubert.
Die zweite Ballade von Franz Liszt ist wie die Klaviersonate in h-Moll und einige seiner weiteren Meisterwerke „für die Schublade“ komponiert. Liszt hatte seine Ambitionen als Klaviervirtuose längst aufgegeben und war inzwischen Dirigent in Weimar. Nur seine Partnerin, die Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein wusste von diesen Kompositionen. Claudio Arrau war überzeugt, dass die Ballade von dem altgriechischen Mythos von Hero und Leander erzählt, jedoch ist nicht klar belegbar, ob Liszt einen solchen programmatischen Zusammenhang im Sinn hatte. Ganz abgesehen von diesem Mythos weckt die Ballade in mir als Interpret ein Gefühl von existentieller Not, von Fatalismus. Nach einem apokalyptischen Ausbruch schließt das Stück mit einer Art Verklärung. Für mich transportiert diese Musik etwas Überirdisches, etwas Transzendentes, und zeugt von größeren Realitäten als jenen, die wir mit unserem begrenzten menschlichen Vermögen kontrollieren können.
Hirschfelds umfangreicher Zyklus entsteht so langsam wie er wieder vergeht. Es gibt Neue Musik, die Ideologien oder mathematische Formeln unabhängig von deren Klang durchzusetzen versucht. Diese Musik ist nicht so. Sie scheint mir aus Klang, aus Schwingung, aus Bewegung zu bestehen. Die strengen rhythmischen und akustischen Strukturen des Anfangs lösen sich zunehmend in Freiheit und Weite auf. Das Ende ist wie eine Improvisation, die sich gelegentlich mit kleinen Fetzen früherer Motive an die vergangenen Sätze erinnert. In der Coda merke ich, wie mich diese Musik in ein langsames Schaukeln bringt, immer langsamer, bis es mir so vorkommt, als sei die Musik ins All weitergegangen und nun außer Sicht- und Hörweite. Es scheint eine Musik für Riesen zu sein, oder für Himmelskörper, eher als für Menschen, - wie eine Ode an die Prozesse von Entstehung und Vergehen im Universum, an Strukturen, an Evolution, an Entropie…“ Andreas Göbel von Radio3 vom rbb fasste es in seiner Rezension zu Hirschfelds Werk, dass Anfang 2025 auf CD erschienen ist zusammen "Ganze Klangwelten in einem Zyklus".
Joshua Rupley
| Datum: | So. 09.11.2025, 11:00 - 23:59 Uhr |
| Kosten: | Es wurden keine Angaben zu den Kosten gemacht. |
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